Gerade zur Weihnachtszeit möchten viele Menschen nicht nur ihren Lieben Weihnachtsgrüße und Weihnachtspäckchen senden, sondern auch für Menschen in Not und Armut etwas Gutes tun. Viele sind sich ihrer eigenen privilegierten Lage bewusst und denken darüber nach, großzügig Geld zu spenden.
Doch viele fragen sich auch: Ist das überhaupt sinnvoll? Kommt meine Geldspende wirklich bei bedürftigen Menschen an? Welche Organisation setzt meine Beiträge tatsächlich effizient und wirkungsvoll ein?
Wir von proneza haben uns die Bedingungen der gängigsten Gütesiegel im Detail angesehen, und versuchen in unserem Ratgeber einen kurzen Überblick über diese zu geben. Darüber hinaus geben wir in diesem Artikel hinweise, worauf man als kritische(r) Spender(in) achten sollte.
Initiative Transparente Zivilgesellschaft

Kaum zu glauben, aber in Deutschland gibt es keine einheitlichen Veröffentlichungspflichten für Spenden sammelnde Organisationen. Die Initiative Transparente Zivilgesellschaft (ITZ) von Transparency International besteht seit 2010 und adressiert genau dieses Problem.
Durch einheitliche Regeln zu Transparenz und Bereitstellung wichtiger Informationen soll es Spenderinnen und Spendern erleichtert werden, die Arbeit von Organisationen zu vergleichen. So verpflichten sich alle Träger dieses Siegels zur einfachen Bereitstellung wichtiger Informationen, wie zum Beispiel: Name und Funktion wichtiger Entscheidungsträger, Angabe zur Mittelherkunft und Verwendung, Satzung und Leitbild sowie zur Personalstruktur.
Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, auch wenn die ITZ selbst keine externen Prüfer zu den Organisationen schickt, und das Siegel daher eher als eine Art Selbstverpflichtung verstanden werden muss. Transparenz ist für uns von proneza selbstverständlich, daher verpflichten auch wir uns vom ersten Tag an, die Vorgaben der ITZ einzuhalten, und haben seit unserem Gründungsjahr 2020 auch die Erlaubnis, dieses Gütesiegel zu tragen.
Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen

Das Logo des Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) gehört zu den bekanntesten und verbreitetsten Spendengütesiegel in Deutschland. Es gelten Auflagen bezüglich Wirtschaftlichkeit, Transparenz, Berichterstattung, Mittelverwendung sowie interne Kontroll- und Aufsichtsstrukturen. Das Siegel wird zunächst nur für ein Jahr vergeben, die Einhaltung der Richtlinien wird dabei regelmäßig vom DZI überprüft. Das Gütesiegel hat in der Branche nicht umsonst einen sehr guten Ruf, welchen auch wir bestätigen können. Die Zeitschrift Finanztest nennt das Siegel: „echtes Qualitätssiegel für Spendensammler“. Darüber hinaus führt das DZI eine Negativliste von unseriösen und fragwürdigen Organisationen. Eine tolle Sache!
Was uns nicht so gut gefällt:
Das DZI erlaubt in seinen Richtlinien eine Verwaltungskostenquote von bis zu 30 %. Dies bedeutet, dass bis zu 30 % der Zuwendungen für Verwaltung, Werbung, Gehälter und die Organisation selbst verwendet werden dürfen, und nur 70 % für tatsächliche Projekte aufgewendet werden müssen. Dies erscheint uns relativ viel. Wir von proneza versuchen freiwillig eine Verwaltungskostenquote von unter 10 % einzuhalten.
Europäisches Spendensiegel

Europakarte, goldene Sterne und ein klangvoller Name. Das Europäische Spendensiegel wirkt auf den ersten Blick fast wie das offizielle Spendensiegel der Europäischen Union. Bei genauerer Prüfung mussten wir jedoch feststellen, dass dieses Siegel wohl zu den schwarzen Schafen am Markt gehört. Die Gesellschaft, welche das Siegel vergibt, ist selbst lediglich ein privatrechtlicher Verein (nicht zu verwechseln mit dem eingetragenen Verein e.V.) und unterliegt daher kaum Kontrollen oder Regulierungen.
Er ist selbst nicht als gemeinnützig anerkannt, auf der Homepage werben Sie selbst sogar mit ihren freundlichen Vergabekriterien. So erklärt die Organisation, dass sie teilnehmende Verbände „nicht ungebührlich und unangemessen behindern, ihre Fundraisingarbeit nicht unnötig reglementieren oder maßregeln“ möchte. Man beabsichtige, sich „möglichst wenig in die internen Angelegenheiten der Non-Profit-Organisationen (NPOs) einzumischen“.
Ein Blick auf die Gebührenordnung lässt zudem erahnen, worum es den Machern dieses dubiosen Siegels wohl wirklich zu gehen scheint:
- Anfrage- und Auftragsbearbeitung einmalig 180,- €.
- Die jährlichen Gebühren betragen 0,05% der Fundraisingeinnahmen im letzten Wirtschaftsjahr.
- Die Gebühren betragen mindestens 420,- € und höchstens 5.400,- €.
Wir von proneza können nur sagen: ACHTUNG wenn Sie dieses Siegel bei einer Ihrer bevorzugten Organisationen entdecken. Eine Organisation, welche dieses Siegel verwende, muss selbst nicht zwangsläufig schlecht oder dubios wirtschaften, das Siegel selbst erscheint uns jedoch ziemlich wertlos und gaukelt dem Spender bzw. der Spenderin Sicherheit und Transparenz vor, wo keine ist.
Deutscher Spendenrat

Auch der Deutsche Spendenrat ist ein ganz Großer der Branche. Die Mitgliedschaft ist auch hier freiwillig (aber wie schon beim DZI nicht kostenlos) und bietet der Spenderin oder dem Spender dank ähnlicher Kriterien wie beim DZI Sicherheit über eine effiziente und satzungskonforme Mittelverwendung. Das Siegel wird immer für drei Jahre vergeben, teilnehmende Organisationen müssen (so wie wir von proneza dies bereits freiwillig tun) sogar mittels Wirtschaftsprüfer oder Steuerberater einen zweckgebundenen, effizienten und transparenten Einsatz ihrer Mittel nachweisen. Damit ist der Deutsche Spendenrat der Einzige in der Branche, der derart strikte Auflagen stellt – ein wie wir finden wichtiger und sinnvoller Ansatz für mehr Transparenz!
Was uns nicht so gut gefällt:
Gleich wie beim DZI kann man das Siegel erst nach zweijährigem Bestehen der Gesellschaft beantragen. Unnötig wie wir finden, denn wir von proneza erfüllen sämtliche Auflagen und gehen größtenteils sogar darüber hinaus, und können aktuell trotzdem keines der beiden Siegel beantragen. Ich habe diesbezüglich bereits persönlich mit dem Geschäftsführer des Deutschen Spendenrates telefoniert, und versucht aufgrund unserer besonderen Transparenz eine frühere Aufnahme und Prüfung zu erwirken. Leider ohne Erfolg – ein großer Nachteil für junge und engagierte Organisationen!
Fazit:

Ob Blauer Engel, Fairtrade oder Deutscher Spendenrat. Unsere Welt wird zunehmend komplex. Gütesiegel sollen uns dabei einfach und schnell Orientierung bieten.
Unser kleiner Test hat jedoch leider gezeigt, dass man nicht jedem Siegel blind vertrauen sollte, und es durchaus schwarze Schafe unter den Anbietern gibt. Erfreulich jedoch ist, dass die größten Vergeber von Spendengütesiegel in Deutschland korrekt und sorgfältig arbeiten, und somit eine echte Orientierungshilfe bieten.
Auch wir bei proneza kennen die Vorurteile und Verunsicherung vieler Menschen. Auf https://proneza.de/transparenz finden Sie alle wichtigen Informationen auf einen Blick.
In unserem Jahresbericht erfahren Sie ganz genau: was wir tun, wie wir es tun, und warum wir es tun. Behördlich als gemeinnützig und förderungswürdig anerkannt. Regelmäßig geprüft durch einen Steuerberater und Wirtschaftsprüfer. Leider verlangen die beiden Großen (DZI + Spendenrat) ein mindestens zweijähriges Bestehen der Gesellschaft. Eine nicht überwindbare Hürde für professionell arbeitende und motivierte junge NGO’s wie uns.
Auch wenn wir wegen dieser Formalitäten vorerst keines dieser beiden Gütesiegel erhalten können, stehen wir bei proneza für Vertrauen, Transparenz, Effektivität und Nachhaltigkeit – zum Teil weit über die Anforderungen mancher Siegel hinaus.
Dafür stehe ich, Lukas Auer, als Gründer und Verantwortlicher hinter proneza persönlich gerade. Jeden Tag!
Fotos: proneza, pixabay.
Logos sind Eigentum der jeweiligen Organisationen.

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