Aruna lernte ich bei meinem ersten Besuch in der Hauptstadt Bissau kennen. Es war einer dieser drückend heißen Tage, und ich suchte gerade etwas Abkühlung und Schatten in einem kleinen lokalen Restaurant. Aruna saß mit zwei Polizeikollegen am Nachbartisch. Anfangs etwas eingeschüchtert kamen wir jedoch schnell ins Gespräch – denn die drei Polizisten waren an dem langhaarigen Rotschopf nicht weniger interessiert als ich an den drei eindrucksvollen Gesetzeshütern. Sofort luden Sie mich an Ihren Tisch ein und teilten ohne zu Zögern ihr Essen mit mir. Wir verstanden uns auf Anhieb, und seitdem verbindet uns eine enge Freundschaft.
Als Polizist ist er nicht nur Bestens mit den Menschen und der Lage vor Ort vertraut, er erwies sich zudem von erster Stunde als großer Unterstützer unseres Projektes und half uns unter anderem mit der Organisation von Dokumenten, Transport von Gütern sowie bei den oftmals langwierigen und komplizierten Behördengängen in der Hauptstadt.

Durch seine Arbeit als Polizist hat er zudem einen Einblick in die aktuelle Corona-Situation und er kann uns helfen zu verstehen, was die Menschen wirklich brauchen und wie unsere Hilfe noch zielgerichteter bei den Menschen ankommt.
Das Interview haben wir vor telefonisch über WhatsApp geführt.
proneza: Hallo Aruna, vielen Dank dass du dir heute für uns nimmst! Erzähl uns doch ein bisschen über dich. Wie lange bist du schon Polizist, wie kamst du eigentlich dazu und was treibt dich eigentlich an diesen oftmals schwierigen Job zu machen?
Aruna: Ich bin seit 2012 Polizist und habe es noch keinen Tag bereut. Meine beide Eltern waren schon bei der Polizei – diese Tätigkeit liegt mir sozusagen im Blut. Im Jahr 2011 habe ich mit meiner einjährigen Ausbildung angefangen. Da wir in Guinea Bissau dafür nur teilweise die Möglichkeiten haben, habe ich einen Großteil meiner Ausbildung sowie die Prüfung im relativ weit entfernten Angola absolviert.
Ich bin sehr stolz auf meinen Beruf. Er ist in einem Land, in welchem gute Arbeitsplätze selten sind gut angesehen und die Menschen respektieren mich. Dazu kann man Menschen helfen.
proneza: Wie ist aktuell die Lage in Guinea Bissau bezüglich Corona?
Was den Virus betrifft ist die Lage eigentlich recht gut. Guinea Bissau ist ein sehr kleines, teilweise ländlich strukturiertes Land, es gab bisher etwa 80 Todesfälle und etwa 1100 Infizierte. Viel schlimmer sind jedoch die wirtschaftlichen Folgen. Im Zuge der ersten Welle wurde bei uns ein strenger Lockdown verhängt. Der öffentliche Verkehr (Anmerkung von proneza: dies sind vor allem alte Mercedes-Sammeltaxis und Transporter bis 20 Personen) wurde eingestellt, alle Restaurants, Bars und Geschäfte mussten schließen. Sämtliche Lebensmittelmärkte durften nur mehr für wenige Stunden geöffnet werden. Da es de facto keine Industrie und Produktion hier gibt, kam quasi die gesamte Wirtschaft zum erliegen, viele Menschen haben ihre Arbeit verloren.
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proneza: Seit wann weißt du über das Corona Virus Bescheid, bzw. wann wurde es das erste Mal Thema für dich?
Ich habe im April das erste Mal von Corona gehört, mir aber nicht viel dabei gedacht. Im Mai gab es den ersten Corona Fall in Bissau, von da bis zum Lockdown verging nicht mal ein Monat.
proneza: Mittlerweile ist der Lockdown wieder zurückgenommen bzw. entschärft worden. Welche Maßnahmen wurden darüber hinaus von staatlicher Seite ergriffen, und wie bewertest du diese?
Bei uns gilt mittlerweile überall Maskenpflicht. Restaurants, Bars und Kirchen sind seit einiger Zeit nicht mehr geschlossen. Dafür hat man die Anzahl der Menschen in Lokalen beschränkt und man muss sich überall die Hände desinfizieren.
Auch Busse und Taxis fahren wieder, jedoch ebenfalls mit einer reduzierten Anzahl an Fahrgästen.
Die Maßnahmen selbst finde ich in Ordnung. Das wichtigste ist, dass die Menschen wieder arbeiten können, denn im Gegensatz zu Europa bekommen die Menschen hier kein Geld mehr, wenn sie nicht arbeiten – das ist ein großes Problem.
proneza: Die Menschen in Westafrika haben meist kein Fernsehen oder Zeitung. Wie erfuhren Sie vom Corona-Virus? Wie informieren Sie die Behörden über aktuelle Maßnahmen und die aktuelle Lage?
Das Radio spielt bei uns eine große Rolle. Wichtige Meldungen kommen meist darüber und die Menschen sprechen auf der Straße miteinander. Sofern vorhanden wird noch portugiesisches Fernsehen geschaut, aber auch Social Media (Facebook) spielt eine immer größere Rolle.
proneza: Wie ist die Lage im Gesundheitswesen und den Krankenhäusern?
In der Hauptstadt gibt es ein öffentliches Krankenhaus. Die Lage darin ist in Ordnung, man hat sich auf mehr Patienten eingestellt und auch Cuba hat medizinisches Personal zur Unterstützung geschickt.
proneza: Guinia Bissau hat mit Ausbruch der weltweiten Pandemie die Grenzen geschlossen und Ausländern die Einreise versagt. Welche Auswirkung hat dies auf Hilfsprojekte und die Menschen vor Ort?
Dies war ein sehr drastischer Schritt und hat viele Probleme hervorgebracht. Im Zuge der Pandemie sind zudem die meisten internationalen Angestellten wieder nach Hause geholt worden, was die wirtschaftliche Situation weiter verschärft hat. Mittlerweile sind die Grenzen wieder geöffnet, und man darf mit einem negativen Corona Test wieder einreisen.
proneza: Vielen Dank für das Interview und den aktuellen Lagebericht aus Guinea-Bissau. Ich bin sicher viele Menschen in Europa sind gespannt auf diese Informationen aus erster Hand. Bleib gesund und sicher mein Freund!
Gern geschehen! Ich freue mich zu helfen und unterstütze auch gerne weiterhin euer Projekt! Auf ein baldiges Wiedersehen in Afrika mein Freund!